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Full text of "Volkstümliches Sonntagskonzert : Emmy Heim : [program]"

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NENNEN? 


Konzertdirektion Dr. W. Zemänek. 


PRODUKTENBORSE. 
SONNTAG, DEN 4. DEZEMBER 1921 UM "ı4 NACHM. 


IX. volkstümliches Sonntagskonzert. 


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Emmy Meim. 
Am Klavier: ALEXANDER ZEMLINSKY. 
2 


Vortragsiolge: 
KB: 
Gustav Mahler: Frühlingsmorgen. 
Rheinlesendchen. 
Scheiden und Meiden. 
Wo die schönen Trompeten blasen. 
Nicht wiederseh'n. 


IL 
Claude Debussy: Fötes galantes. 
. En sourdine. 
2. Fantoches. 
3. Claire de lune. 
Chansons de Bilitis. 
1. La flüte de Pan. 
2. La Chevelure. 
3. Le tombeau des Najades. 


Pia ag .@ ‘ 


1118 
Gustav Mahler: Vom irdischen Leben. 
Starke Einbildungskraft. 
Ablösung im Sommer. 
Hans und Grete. 
Wer hat das Liedlein erdacht. 


Konzertflügel August Förster, Georgswalde, 
beigestellt durch S. Kohn, Prag. 


RUNDUM 


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GUSTAV MAHLER: 
Frühlingsmorgen. 

Es klopft an das Fenster der Linden- 
baum 

Mit Zweigen blütenbehangen; 

Steh’ auf, steh’ auf! Was liegst du im 
Traum ? 

Die Sonn’ ist aufgegangen. 


Die Lerche ist wach, die Büsche weh'n, 
Die Bienen summen und Käfer, 
Und dein munteres Lieb hab’ ich auch 
schon geseh’n. 
Steh auf, steh’ auf, Langschläfer! 
R. Leander, 


Rheinlesgendchen. 


Bald gras’ ich am Neckar, bald gras’ 


ich am Rhein, 
Bald hab’ ich ein Schätzlein, — bald 
' bin ich allein ! 
Was hilft mir das Grasen, wann d' Sichel 
nicht schneid'’t, 
Was hilft mir ein Schätzlein, wenn's 
bei mir nicht bleibt! 


So soll ich denn grasen am Neckar, am 
Rhein, 

So werf' ich mein goldenes Ringlein 
hinein, 

Es fliesset im Neckar und fliesset im 
Rhein, 

Soll schwimmen hinunter ins Meer tief 
hinein ! 


Und schwimmt es, das Ringlein, so frisst 
es ein Fisch | 

Das Fischlein soll kommen auf Königs 
sein Tisch, 

Der König tät fragen, wems Ringlein 
sollt’ sein ? 

Da tät mein Schatz sagen; „Das Ring- 
lein g’hört mein!” 


Mein Schätzle tät springen bergauf und 
bergein, 

Tät mir wied'rum bringen, das Gold- 
ringlein fein. 

Kannst grasen am Neckar, kannst gra- 
sen am Rhein, 

Wirf du mir nur immer dein Ringlein 
hinein ! 


Scheiden und Meiden. 


Es ritten drei Reiter zum Tore hinaus, 


de! ; 
Feinsliebchen, das schaute zum Fenster 
hinaus, Ade! 


_ Und wenn es denn soll geschieden sein, 
So reich’ mir dein goldenes Ringelein, 
Ade! | 


Ja, Scheiden und Meiden tut weh. 


Es scheidet das Kind schon in der 
Wieg'! Ade! 

Wann werd’ ich meim Schätzle wohl 
kriegen ? Ade! 

Und ist es nicht morgen, ach, wär’ es 


doch heut’! 

Es machte uns beiden wohl grosse 
Freud’! 

Ja, Scheiden und Meiden tut weh! 
Ade! 


Aus des Knaben Wunderhorm. : 


Wo die schönen Trompeten blasen. 


„Wer ist denn draussen und wer klopfet 
an, 

Der mich so leise wecken kann ?” 

„Das ist der Herzallerliebste dein, 

Steh’ auf und lass’ mich zu dir ein! 


Was soll ich hier nun länger steh’n ? 

Ich seh’ die Morgenröt' aufgeh’n, “ 
Die Morgenröt', zwei helle Stern’! 
Bei meinem Schatz, da wär’ ich gern: 
Bei meinem Herzallerlieble !* E 


Das Mädchen stand auf und liess ihn ein; 
Sie beisst ihn auch willkommen sein: 
„Willkommen, trauter Knabe mein! 
So lang hast du gestanden !*: 


Sie reicht ihm auch die schneeweisse 
Hand. — «+ 

Von ferne sang die Nachtigall. — 

Da fängt sie auch zu weinen an! 


„Ach weine nicht, du Liebste mein, 
Aufs Jahr solist du mein eigen sein, 
Mein eigen sollst du werden gewiss, 
Wie's keine sonst auf Erden ist! 


O Lieb auf grüner Erden! 


Ich zieh’ in Krieg auf grüner Heid’; 
Die grüne Heide ist so weit! 
Allwo dort die schönen Trompeten 
blasen, 
Da ist mein Haus von grünem Rasen, 
Aus des Knaben Wunderhorn. 


Nicht wiederseh’'n. 

Und nun ade, mein herzallerliebster 

Schatz ! . 

Jetzt muss ich wohl scheiden von dir!, 

Bis auf den andern Sommer, BE 
Dann komm ich heim zu dir! 


Und als der junge Knab’ heimkam, 
Von seiner Liebsten fing er an: 
„Wo ist meine: Herzallerliebste, 
Die ich verlassen hab? . 


„Auf dem Kirchhof liegt sie begraben, 
Heut ist's der dritte Tag! 

Das Trauern und das Weinen, 

Hat. sie zu Tod gebracht!" 


Jetzt will ich auf den Kirchhof geh’n, 
"Will suchen meiner Liebsten Grab, 
Will all'weile rufen, 

Bis dass sie mir Antwort gab! 


Ei du, mein allerliebster Schatz, 
Mach' auf. dein tiefes Grab! 

Da hörst kein Glöcklein läuten, 

Da hörst kein Vöglein pfeifen. 

Du siehst weder Sonne noch Mond. 
ur Aus des Knaben Wunderhnrn, 


CLAUDE DEBUSSY: 
Fe&tes galantes. 
En sourdine. 


 Calmes dans le demijour 
Que les branches hautes font, 
Pönetrons bien notre amour 
De ce silence profond. 


Fondons nos ämes, nos coeurs 
Et nos sens extasies 

Parmis les vagues langueurs 
Des pins et des arbousiers. 


Ferme tes jeux ä demi 
Croise tes bras sur ton sein, 
Et de ton coeur endormi 
Chasse ä jamais tout dessein. 


Laissons nous persuader 
Au souffle berceur et doux 
Qui vient ä tes pieds rider 
Les ondes de gazon roux. 


Et quand solennel, le soir, 
Des chönes noirs tombera 
Voix de notre desespoir 
Le rossignol chantera. 


Fantoches. 


Scaramouche et Pulcinella 

Qu’'un mauvais dessein rassembla 
Gesticulent noirs sous la lune 
La, la, la, la, 


Cependent l’excellent docteur Bolonais 
Cueille avec lenteur 

Des simples 

Parmi l’'herbe brune. 


Lors sa fille piquant minois 
..Sous la charmille en tapinois 

Le glisse demi nue 

La, la, la, la, en pu6te. 


” 


De son beau pirate espagnol 
Dont un amoureux rossignol 
Clame la dötresse ä tue t&te 
a, la. 


Chain de. Lune 


Votre äme est un paysage choisi 

Que vont charmants masques et berga- 
masques 

Jouant du luth et dansant quasi 

Tristes sous leurs deguisementsfantasque. 


Tout en chantant sur le mode mineur 

L’amour vainqueur et la vie opportune 

Ils n’ont pas l’air de croire ä& leur 
bonheur 

Et leur chanson se meje au clair de 
lune. 


Au calme clair de lune triste et beau, 

Qui fait röver les oiseaux dans les arbres 

Et sangloter d'extase les jets d’eau 

Les grands jets d’eaux sveltes parmi le 
martre. 


Chansons de Bilitis. 
I. La fläte de Pan. 


Pour le jour des Hyacinthies, 
Il m'a donn& une syrinx 
Faite de roseaux bien tailles, 
unis avec la blanche cire 
Qui est douce ä mes levres 
Comme le miel. 


Il m’apprend ä jouer 

Assise sur ses genoux; 

mais je suis un peu tremblante. 

Il en jaue apres moi si doucement 
Que je l'’entends ä peine. 


Nous n’avons rien ä nous dire, 

Tant nous sommes pres l'un de l'autre; 

Mais nos chansons veulent se r&pondre, 

Et tour a tour nos bouches s’unissent 
sur la flüte. 


Il est tard; 

Voici le chant des grenouilles vertes 
Qui commence avec la nuit. 

Ma mere ne croira jamais 

Que je suis restee si longtemps 

A chercher ma ceinture perdue. 


IL La chevelure. 

I m’a dit: 

„Cette nuit, j'ai reve. 

J’avais ta chevelure autour de mon cou. 

J’avais les cheveux comme un collier 
noir 

Autour de ma nuque et sur ma 
poitrine, 

Je les carressais, et c'&taient les miens; 


Et nous &tions lies pour toujours ainsi, 

Par la m&öme chevelure la bouche sur 
la bouche, 

Ainsi que deux lauriers n’ont souvent 
qu’une racine. 

Et peu ä peu, il m’a semble& 

Tant nos membres &taient confondus, 

Que je devenais toim&me 

Ou que tu entrais en moi 

Comme mon songe”. 

Quand il eut acheve — 

Ii mis doucement ses mains sur mes 
epaules, 

Et il me regarda d’un regard si tendre, 

Que je baissai les yeux avec un frisson. 


IIL Le tombeau des Najades. 


Le long du bois couvert de givre, 
Je marchais; 

Mes cheveux devant ma bouche 
Se fleurissaient de petits glacons, 
Et mes sandales &taient lourdes 
De neige faugeuse et tassöe. 

TI me dit: „Que cherches-tu ? 

— Je suis la trace du satyre. 
Ses petits pas fourchus alternent 


s 
Comme des trous dans un manteau blanc‘ 


Il me dit: „Les satyres sont morts, 

Les satyres et les nympbes aussi. 

Depuis trente ans il n’a pas fait 

Un hiver aussi terrible, 

La trace que tu vois est celle d'un bouc. 

Mais restons ici, ou est leur tombeau“. 

Et avec le fer de sa houe il cassa la 
glace de la source 

Oü jadis riaient les najades. 

Il prenait de grands morceaux froids 

Et les soulevant vers le ciel päle, 

Il regardait an travers. P. Louys. 


GUSTAV MAHLER: 
Das irdische Leben. 


Mutter, ach Mutter! es hungert mich, 
Gib mir Brot, sonst sterbe ich, 

Warte nur, mein liebes Kind, 

Morgen wollen wir ernten geschwind 
Und als das Korn geerntet war, 

Rief das Kind noch immerdar: 
Mutter, ach Mutter! es hungert mich, 
Gib mir Brot, sonst sterbe ich. 

Warte nur, mein liebes Kind! 

Morgen wollen wir dreschen geschwind,. 


Und als das Korn gedroschen war, 
Rief das Kind noch immerdar: 

Mutter, ach Mutter! es hungert mich, 
Gib mir Brot, sonst sterbe ich. 

Warte nur, mein liebes Kind! 

Morgen wollen wir backen geschwind. 
Und als das Brot gebacken war, 

Lag das Kind auf der Totenbahr'. 


Aus „Des Knaben Wunderhorn“. 


Starke Einbildungskraft. 
Mädchen: 


„Hast gesagt, du willst mich nehmen, 
Sobald der Sommer kommt! 
Der Sommer ist gekommen, 

Du hast mich nicht genommen ! 
Geh’, Büble geh‘. Geh’, nehm’ mich! 


. Gelt ja, du nimmst ich noch ?°* 


Büble: 
„Wie soll ich dich denn nehmen, 
Dieweil ich dich schon hab’? 
Und wenn ich halt an dich gedenk' 
So mein ich alleweile: 
Ich wär’ schon bei dir !* 
Aus „Des Knaben Wunderhorn“. 


Ablösung im Sommer. 


Kuckuck hat sich zu Tode gefallen, 
An einer grünen Weiden ! 

Wer soll uns denn den Sommer lang, 
Die Zeit und Weil’ vertreiben ? 


Ei! Das soll tun Frau Nachtigall! 
Die sitzt auf grünen Zweigen ! 

Die kleine, feine Nachtigall, 

Die liebe, süße Nachtigall! 

Die singt und springt, ist allzeit froh, 
Wenn and're Vögel schweigen! 


Wir warten auf Frau Nachtigall, 
Die wohnt im grünen Hage, 
Und wenn der Kuckuck zu Ende ist, 
Dann fängt sie an zu schlagen ! 
Aus „Des Knaben Wunderhorn“. 


Hans und Grete. 
Ringel, ringel reih'n ! 
Wer fröhlich ist, 
Der schlinge sich ein, 
Wer Sorgen hat, 
Der lass’ sie daheim ! 
Wer ein liebes Liebchen küsst, 
Wie glücklich der ist! 
Ei, Hänschen, du hast ja kein’s, 
So suche dir ein’s! 
Ein liebes Liebchen, das ist was fein’s! 
Juchhe! BR 


Ringel, ringel reih'n ! 
Ei, Gretchen, was 
allein ! 

Guckst doch hinüber 

Zum Hänselein ! 
Und ist doch der Mai so rin; 
Und die Lüfte, sie zieh'n. 
Ei, seht doch den dummen Hans 
Wie er rennet zum Tanz! 
Er suchte ein Liebchen, 
Juchhe! er fand's 

Juchhe ! 


stehst denn so 


Wer hat das Liedlein erdacht. 


Dort oben am Berg Mein Herzle ist wund | 


In dem hohen Haus, Komm‘, Schätzle, mach’s g'sund ! 
Da gucket ein fein’s Dein schwarzbraune Äuglein, 
Lieb's Mädel heraus! Die hab'n mich verwund't! 

Es ist nicht dort daheime, Dein rosiger Mund 

Es ist des Wirts sein Töchterlein; Macht Herzen gesund ! 

Es wohnet auf grüner Heide! Macht Jugend verständig, 


Macht Tote lebendig, 
Macht Kranke gesund ! 


Wer hat denn dies schön schöne 
Liedchen erdacht ? 

Es haben's drei Gäns’ über Wasser 
gebracht — 

Zwei graue und eine weisse! 

Und wer das Liedlein nicht singen 
kann ! 

Dem wollen sie es pfeifen. 

Aus „Des Knaben Wunderhorn“. 


N- 


6. Dezember. Mozarteum. 


RUDOLPH POLLAK, Violinvirtuose. 


11. Dezember. Produktenbörse. 
X. volkstümmliches Sonntagskonzert. 


RUDOLF SERKRIN (Klavier). 


12. u. 13. Dezember. Produktenbörse. 


Beethovenzyklus des ROSE-QUARTETTS. 
Mitwirkend Alexander Zemlinsky. 
"Druck von Gustav Fanta Nachf., Prag. — Selbstverlag.